Die Familie Schneider und der Heilige Johannes von Nepomuk in Protzan
Der Heilige Johannes von Nepomuk steht seit 150 Jahren schützend in Protzan!
Kommt man von der Chaussee nach Protzan und hat am Dorfanfang die Gleise der Kleinbahn überquert, liegt links an der Brücke das Gehöft der Familie Felgenhauer. Im Garten vor dem einst weiß getünchten, stattlichen Wohnhaus steht die Statue des Heiligen. Er steht, den Passanten auf der Straße zugewandt direkt am Gartenzaun.
Das Wohnhaus wurde nach der „Wende“ in Polen von den jetzigen polnischen Bewohnern, die sich die finanziellen Mittel dazu in der BRD beschafften, architektonisch verschandelt. Hier bei uns in der BRD würde das Haus mit dem Heiligen unter Denkmalschutz stehen. Die Statue des Hl.Nepomuk wurde schlecht ausgebessert, aber immerhin blieb die Tafel zu seinen Füßen trotz der deutschen Inschrift erhalten. Die Heiligen werden von den Polen einigermaßen respektiert.
Die Inschrift ist noch immer gut lesbar wenn man von der Straße hinunter zwischen die Wildkräuter an den Zaun tritt:
Heiliger Johannes
von Nepomuck
bitte bei Gott für uns
– * –
erbaut von Amand Schneider
1849
Amand Schneider, der die Statue errichten ließ, war am 22.10.1800 in Protzan geboren und heiratete am 24.2.1824 die am 9.12.1805 in Protzan geborene Viktoria Völkel. Sie sind unsere Ur-Urgroßeltern.
Der Sohn Josef Schneider wurde am 6.2.1826 auf diesem Hof geboren. Er heiratete später auf den Hof, der zuletzt Familie Langnickel gehörte.
Das Gehöft mit der Statue des Heiligen übernahm im Jahre 1870 seine Schwester, die Tochter des Amand Schneider, mit ihrem Mann Robert Finger, der aus Zadel kam und am 2.2.1841 in Weigelsdorf geboren war. Deren Enkeltochter Maria Felgenhauer geb. Finger war zuletzt die Besitzerin und wurde wie alle Protzaner mit ihrer Familie, ihrem Mann und Sohn Konrad im April 1946 von den Polen aus Protzan vertrieben.
Das Gehöft auf das Josef Schneider, Amands Sohn, geheiratet hatte, wurde auch von einer Tochter übernommen, da der Sohn nach Breslau ging. Es übernahm Tochter Hedwig. Sie und ihr Bruder stammten aus der ersten Ehe von Josef Schneider. Hedwigs Mann Bruno Welzel verkaufte später an Langnickel, denn der erste Sohn Alfons Welzel war im ersten Weltkrieg gefallen und die anderen Kinder interessierten sich nicht für den Hof und die Landwirtschaft. Der Witwer Bruno Welzel behielt für sich nach dem Verkauf nur das zugehörige Auszughaus. In diesem hatten vorher bis zu ihrem Tod sein Schwiegervater Josef Schneider (+29.3.1912) und dessen zweite Frau Pauline (+21.2.1916) gelebt. Das Haus ging durch die Vertreibung verloren. Auch die Familie Langnickel verlor den von Bruno Welzel gekauften Hof durch die Vertreibung.
Der Witwer Josef Schneider hatte in zweiter Ehe am 11.6.1872 in Zadel die am 23.6.1843 geborene Tochter Pauline des dortigen Bauerngutsbesitzers Florian Kaps, geheiratet. Sie hatten noch drei Kinder Paul, Martha (später verh.Vogel, Frankenstein) und Anna. Der Sohn Paul Schneider geb.7.8.1873, Enkel des Amand, heiratete 1901 die am 29.9.1879 geborene Martha Vogt. Sie übernahmen den Hof des Vaters Johann Vogt in der Mitte des Dorfes und hatten vier Kinder: Herbert, Angelika, Hans und Gerhard, alle auf diesem Hof geboren. Paul und Martha Schneider sind unsere Großeltern. Auch dieser, der Familie Schneider gehörende Hof, ging durch die Vertreibung verloren.
Paul Schneider starb am 19.5.1931 in Protzan, seine Frau Martha geb.Vogt starb vertrieben aus ihrer geliebten Heimat am 21.12.1953 in Neustadt a.Rbge./Hannover.
So hängt die Familiengeschichte dreier Gehöfte in Protzan mit Amand Schneider dem Stifter der Statue des Hl.Nepomuk zusammen.
Amand Schneider, unser Ur-Urgroßvater starb am 12.5.1882 in Protzan, seine Frau Viktoria war dort am 2.11.1877 gestorben.
Was Amand Schneider zur Errichtung der Statue des Heiligen veranlaßte, wissen wir, seine Nachkommen leider nicht.
Aber er gab ein Vermächtnis an uns weiter:
„Heiliger Johannes von Nepomuck bitte bei Gott für uns! Auch wenn wir jetzt nicht mehr im Land unserer Ahnen leben dürfen, sondern alle zerstreut in der Ferne weilen.“
im August 1999 Doris Minale