Die Bärensage

Die Sage der Bärenjagd bei Protzan

Protzan wurde urkundlich im Jahr 1305 als Proczano benannt. Um die Entstehung des Namens unseres Heimatdorfes Protzan rankt sich eine uns allen bekannte Sage. Die Sage lautet nach den Aufzeichnungen eines verstorbenen Pfarrers von Protzan, dem sie von einem seiner Vorgänger aus einem alten Chronisten mitgeteilt worden sein soll, wie folgendermaßen:
„Pro rei et successorum meorum memoria et notitia, sequentia hic annotare volui 1737 den 17.Januar“. Kurze Beschreibung des Dorfes Protzan und der darin befindlichen Kirche.
Herzog Henricus Barbatus ein Gemahl der heiligen Hedwig und Vater Henrici Pii, welcher in der Schlacht bei Liegnitz wider die Tartaren geblieben, war ein sonderlicher Liebhaber der Jagd; daher er sich alle Jahre im Herbst in der Gegend von Frankenstein, wo vordem herrliche Waldung war, zu erlustigen pflegte.
Als er aber 1220 in dieser Gegend ein großes Wild verfolgte und sich von den seinen weit entfernt hatte, gerieth er in eine große Gefahr mit einem entsetzlichen Bär, welcher auf ihn losging. Er wollte ihn zwar mit der Lanze erlegen, war aber unglücklich, daß er den Bär verfehlte und in einen Baum traf, so daß die Lanze in viele Stücke zersprang.
Ehe er aber zum Schwerte greifen konnte, riß ihn der Bär vom Pferde und hätte ihn unfehlbar zerrissen, wenn nicht die heiligen Apostel Petrus und Paulus, welchen zu Ehren er eine Kirche zu bauen versprach, nach Gott, ihm aus der Not geholfen hätten.
Denn ein Jäger, welcher den Herzog mit dem Bären hatte kämpfen sehen, kam eilends herzu gesprungen, da die Not am größten war, hieb dem Bären beide Pratzen hinweg, mit welchen er den Herzog gefaßt hatte und erlegte den Bären nachgehend durch seine Tapferkeit.

Siegel der Gemeinde Protzan, Kreis Frankenstein mit den Bärenpratzen

Der Herzog ließ zur Dankbarkeit an demselben Orte eine Kirche erbauen zu Ehren S.S.Petri et Pauli.
Den Jäger aber setzte er in den Adelsstand und schenkte ihm die umliegende Gegend, in welcher dieser nun ein Dorf und in selbigem für sich ein zierliches Haus erbaute; das Dorf aber nannte er zum Andenken an das Vorgefallene und der abgehauenen Pratzen „Pratze“, woraus durch Mißbrauch Protzen wurde.
Dieses Jägers Nachkömmlinge sind beständig Herren dieses Dorfes gewesen, bis der letzte unter ihnen, wegen begangener Mordtat flüchtig worden und diesen Ort dem Dome zu Breslau schenkte, seine Wohnung aber dem Pfarrer.
1241, nach der Schlacht bei Liegnitz, wurde Protzen von den Tartaren fast ganz abgebrannt, aber nochmals wieder aufgebaut. Also sind es schon 517 Jahre, daß die Kirche von Protzen von Stein erbaut worden.
Der Volksmund nannte als den Lebensretter des Herzogs den Namen Friedrich und sagte:
„dieser Friedrich kam rasch herbei wie ein Pfeil; daher wurde er in den Adelsstand erhoben und „Friedrich von Pfeil“ genannt; ins Wappen erhielt er für diese Heldentat die abgehauenen Pratzen“.